Seminar: swb003.2 Phänomene sozialer Ungleichheit: Globale Ungleichheiten - Details

Seminar: swb003.2 Phänomene sozialer Ungleichheit: Globale Ungleichheiten - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: swb003.2 Phänomene sozialer Ungleichheit: Globale Ungleichheiten
Untertitel
Semester WiSe 2021/2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 23
Heimat-Einrichtung Sozialwissenschaften
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Mittwoch, 13.10.2021 12:00 - 14:00
Art/Form Synchron mit asynchronen Anteilen
LVS (SWS) 2
Lehrsprache Deutsch
Für Gasthörende geöffnet Ja
Anzahl Plätze für Gasthörende 4
Sonstiges Allgemeine Hinweise zum Lehrangebot finden Sie unter:
https://www.uni-vechta.de/studium/studienorganisation/lehrangebot/

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Mittwoch: 12:00 - 14:00, wöchentlich(14x)

Kommentar/Beschreibung

Lehrveranstaltungskommentar
swb 003.2 Globale Ungleichheiten
mittwochs: 12.15 – 13.45 Uhr

Die moderne abendländische Gesellschaft ist gekennzeichnet von zwei großen, weitreichen-den und widersprüchlichen kulturellen Errungenschaften: einerseits die durch die bürgerlichen Klassen und Schichten erkämpfte kapitalistische Wirtschaftsform, die geprägt ist durch ständige Innovationen und Innovationsbereitschaft sowie Wettbewerb, andererseits durch das große kulturelle Vermächtnis in Gestalt der kollektiven Werte der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Die kapitalistische Wirtschaftsform wie auch die großen kollektiven Werte sind jedoch ständig individuellen, nationalen wie internationalen, zunehmend sogar globalen Egoismen, Limitationen, dem Missachten kollektiver Werte sowie der permanenten Unterteilung der Gesellschaften und einzelnen Personen in Gewinner und Verlierer ausgesetzt.
Diese unbestreitbare Situationsbeschreibung wird in der Soziologie stets in Zusammenhang gebracht mit der fundamentalen Fragestellung, wer aus welchen Gründen zu Gewinnern und Verlierern gehört und warum – trotz des großen kulturellen Vermächtnisses – die drei großen kollektiven Werte nur aus einem verengten internationalen, nationalen, gruppenbezogenen oder individuellen Blickwinkel betrachtet werden. Mit einem zentralen Fachbegriff versucht die Soziologie, diese widersprüchlichen Entwicklungen moderner Gesellschaften zu beschreiben und zu diagnostizieren: SOZIALE UNGLEICHHEIT.
Soziale Ungleichheit ist gekennzeichnet vom disparaten Zugang zu und der Verteilung von wertvollen und zugleich knappen Gütern wie Bildung, Beruf und Einkommen. Soziale Ungleichheit wird von vielen WissenschaftlerInnen – nicht nur von SoziologInnen - als das Megaproblem in einer sich zunehmend global ausrichtenden Welt bezeichnet.
Als die Wissenschaftsdisziplin Soziologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand, war Europa geprägt von der „Soziale Frage“: Wie können möglichst viele Menschen in die neue, wettbewerbsorientierte, die Differenzen betonende Gesellschaft eingeschlossen werden? Die entstandenen erheblichen (sozialen) Ungleichheiten avancierten auch im 20. Jahrhundert zu einem Megathema der Gesellschaften. Verringerte sich zwar für eine Minderheit der Menschen die existenzielle Not, erleben auch am Ende der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts hunderte Millionen Menschen materielle Not, Unterernährung und sogar (chronische) Hungerperioden.
Deshalb kann schon im Jahr 2019 festgestellt werden: Die globalen Ungleichheiten werden das 21. Jahrhundert prägen und neue Herausforderungen implizieren, etwa die Frage, was Europa unternimmt, wenn die vielen Menschen vom afrikanischen Nachbarkontinent auch auf bessere Lebenschancen pochen und zum alten Kontinent migrieren.
Im Seminar werden wir uns zunächst gründlich mit der soziologischen Definition des Begriffes Soziale Ungleichheit aus globaler Perspektive beschäftigen müssen. Danach werden wir den HDI studieren, aber auch den World Inequality Report, um einen ersten Eindruck von der Dimension globaler Ungleichheiten zu erhalten, aber auch von der Schwierigkeit, sie effizient zu bestimmen respektive zu messen.
In einem zweiten Schritt wollen wir die globalen Ungleichheiten an markanten Einzelphänomenen einzelner Gesellschaften und Gruppen von Gesellschaften dieser Welt verifizieren.
Und in einem letzten Schritt fahnden wir dann nach Wegen und Möglichkeiten, wie globale Ungleichheiten unter den heutigen Bedingungen de facto und nachhaltig reduziert werden können. Wir werden genau analysieren müssen, ob das wissenschaftliche Herausarbeiten einer neuen Sozialen Frage, die dieses Mal weltumspannenden Charakter haben würde, ein sinnvoller Beitrag zur Problemwahrnehmung und Problemreduktion sein kann.


 SEMINARPLAN

1 Einführung und HDI (13.10.2021)
Human Development Index (HDI) von 2020
Link:
https://www.laenderdaten.de/indizes/hdi.aspx

Welthunger- Index (WHI) von 2020
https://www.welthungerhilfe.de/hunger/welthunger-index/

2 Soziologie globaler Ungleichheiten (20.+ 27.10.2021)
Literatur:
Schneickert, Christian (2015): Subsysteme und Weltgesellschaft, in: Ders.: Nationale Machtfelder und globalisierte Eliten, Konstanz: S.114-118 (Online-Ressource)
Hauck, Gerhard (2014): Die Aktualität der „großen“ entwicklungstheoretischen Debatten der 1970er/80er Jahre, in: Müller, Franziska et al. (Hrsg.): Entwicklungstheorien. Weltgesellschaftliche Transformationen, entwicklungspolitische Herausforderungen, theoretische Innovationen, Baden-Baden: S.352-380 (Dateiordner)

Ergänzende Literatur:
Lessenich, Stephan (2016): Neben uns die Sintflut. Die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis, Berlin
Weiß, Anja (2017): Ungleichheit und Globalisierung, in: Dies.: Soziologie globaler Ungleichheiten, Berlin: S.26-35 + 50-68 (Dateiordner)
Weiß, Anja (2017): Globale Ungleichheiten und die Soziologie, in: Bude, Heinz und Philipp Staab (Hrsg.): Kapitalismus und Ungleichheit. Die neuen Verwerfungen, Frankfurt: S.95-114 (Online-Ressource)

3 Globale Klassen (03.11.2021)
Literatur.:
Bude, Heinz (2017): Globale Klassenverhältnisse, in: Bude, Heinz und Philipp Staab (Hrsg.): Kapitalismus und Ungleichheit. Die neuen Verwerfungen, Frankfurt: S.115-136 (Online-Ressource)

Ergänzende Literatur:
Kreckel, Reinhard (2008): Soziologie der sozialen Ungleichheit im globalen Kontext, in: Bayer, Michael et al. (Hrsg.:): Transnationale Ungleichheitsforschung. Eine neue Herausforderung der Soziologie, Frankfurt: S. 23-69
Kreckel, Reinhard (2004): Politische Soziologie der Ungleichheit, Frankfurt: S.13-51

4 Die ungleiche Welt (10. + 17.11.2021)
Literatur:
Milanovic, Branko (2017): Ungleiche Länder, in: Ders.: Haben und Nicht-Haben. Eine kurze Geschichte der Ungleichheit, Darmstadt: S.157-194 (Dateiordner)

Ergänzende Literatur:
Milanovic, Branko (2016): Die ungleiche Welt, Berlin (Online-Ressource)

5 World Inequality Report (17. + 24.11.2021)
Literatur:
Alvaredo, Facundo et al. (Hrsg.: 2018): Weltweite Ungleichheit, in: Ders. et al. (Hrsg.): Die weltweite Ungleichheit: Der World Inequality Report 2018, München: S.11-57 (Dateiordner)

Ergänzende Literatur:
Alvaredo, Facundo et al. (Hrsg.: 2018): Weltweite Ungleichheit, in: Ders. et al. (Hrsg.): Die weltweite Ungleichheit: Der World Inequality Report 2018, München: S.61-101 (Dateiordner)

6 Einkommensungleichheit (World Inequality Report): Fallbeispiele (01. + 08.+ 15.12. 2021)
USA, Frankreich, Deutschland, China, Russland, Indien, Brasilien und Südafrika
Liteatur.:
Alvaredo, Facundo et al. (Hrsg.: 2018): Weltweite Ungleichheit, in: Ders. et al. (Hrsg.): Die weltweite Ungleichheit: Der World Inequality Report 2018, München: S.119-231 (Dateiordner)

7 Die Entwicklungskatastrophe: Das Beispiel Haiti (15.+ 22.12.2021)
Literatur:
Maurer, Katja (2021): Exempel Haiti: Das Scheitern des internationalen Interventionismus, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 10/2021: S.84-90 (Dateiordner)

8 Die beginnende Weltsystemkrise (22.12.2021 + 12.01.2022)
Literatur:
Klare, Michael T. (2021): Stolpert die Welt in einen großen Krieg?, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 5/2021: S.50-56 (Dateiordner)

9 Entwicklungsperspektiven: Das Fallbeispiel USA (12. + 19.01.2022)
Literatur:
Aus Politik und Zeitgeschichte 17-18 (2021) (Online-Ressource)

10 Entwicklungsperspektiven: Das Fallbeispiel Nigeria (19. + 26.01.2022)
Literatur:
Aus Politik und Zeitgeschichte 32-33 (2021) (Online-Ressource)

11 Perspektiven (26.01.2022)



Literaturtipps
Atkinson, Anthony (2016): Ungleichheit – was wir dagegen tun können, Stuttgart: S.388-395
Bommert, Wilfried (2012): Bodenrausch. Die globale Jagd nach den Äckern der Welt, Köln
Bude, Heinz; Staab, Philipp (Hrsg.: 2016): Kapitalismus und Ungleichheit – die neuen Verwerfungen, Frankfurt
Collier, Paul (2008): Die unterste Milliarde – warum die ärmsten Länder scheitern und was man dagegen tun kann, Bonn
Collier, Paul (2019): Sozialer Kapitalismus: München
Deaton, Angus (2015): Der große Ausbruch – von Armut und Wohlstand der Nationen, Stuttgart
Gebauer, Thomas (2016): Mehr Solidarität wagen: Für eine Weltsozialpolitik, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 9: S.101-112
Kress, Daniela (2012): Investition in den Hunger? Land Grabbing und Ernährungssicherheit in Subsahara-Afrika, Wiesbaden: S.21-72 (Online-Ressource)
Mau, Steffen; Schöneck, Nadine (Hrsg.: 2015): (Un-)Gerechte (Un-)Gleichheiten, Berlin
Milanovic, Branko (2019): Kapitalismus global. Über die Zukunft des Systems, das die Welt beherrscht, Berlin
Piketty, Thomas (2016): Ökonomie der Ungleichheit, München
Sayer, Andrew (2017): Warum wir uns die Reichen nicht leisten können, München
Stiglitz, Joseph (2012): Der Preis der Ungleichheit – wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht, München
Strasser, Hermann; Goldthorpe, John (Hrsg.): Die Analyse sozialer Ungleichheit. Kontinuität, Erneuerung, Innovation, Opladen: S. 307-323